"Sind die Arbeits-bedingungen in der Architektur noch zeitgemäß?"

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„Eine Quote ändert gar nichts an dem Problem, wie schwer Familie und Beruf auch weiterhin zu vereinbaren sind, erst recht bei den Arbeitszeiten, die in unserer Branche üblich sind. “
(Regine Leibinger, Barkow Leibinger)

 

„Die beruflichen Rahmenbedingungen müssen stimmen. ... Dazu ist es entscheidend, wie man den Alltag als Familie organisieren kann. In meinem persönlichen Fall ist das vollig gleichberechtigt, sprich: Mein Partner und ich arbeiten beide 75% und kümmern uns in gleichen Teilen nachmittags um unsere Kinder. So können wir beide eine verantwortungsvolle und erfüllende Aufgabe übernehmen.“
(Jasna Moritz, kadawittfeldarchitektur)

 

„Weit interessanter als die Frage nach dem "wer" ist die Suche nach dem "wie". Wie ist es möglich, Architektinnen und Architekten, auch nachdem sie eine Familie gegründet haben, weiter in einer verantwortungsvollen Aufgabe im Büro einzubinden?“
(Stefan Rappold, Behnisch Architekten)

 

Die Diskussion um die letzte BKULT-Frage nach einer Frauenquote in der Architektur mündete in vielen Fällen in Forderungen nach mehr Vereinbarkeit von Familie und Architektenberuf. Wie in anderen Branchen auch, besteht der Wunsch nach mehr Flexibilitat und insgesamt kürzeren Arbeitszeiten – für Männer und Frauen, auch in Führungspositionen.

 

Gerade für die Anfang 30-Jährigen ist der Berufseinstieg nach einem langen Studium mit vielen Arbeitsstunden, schlechter Bezahlung und unsicheren Arbeitsplatzverhältnissen verbunden. Aber auch später, wenn man zum Projektleiter aufgestiegen ist oder ein eigenes Büro führt, sieht es vor allem in punkto Arbeitsstunden nicht viel besser aus. Fast 40% der Architekten in Deutschland arbeiten 45 Stunden und mehr. An Privatleben geschweige denn Familiengründung ist für viele nicht zu denken.

 

Hinzu kommt der nervenaufreibende Termin- und Leistungsdruck bei der Teilnahme an Wettbewerben. Die Absurdität dieses Geschäfts lassen die Beobachtungen im Trailer des Dokumentarfilms „The Competition“ erahnen. Angel Borrego Cubero beobachtete verschiedene namhafte Architekturbüros während der nächtlichen Arbeit kurz vor Abgabe des Wettbewerbs des Neuen Nationalmuseums in Andorra – es wurde nie gebaut. Man fragt sich, ob diese Anhäufung schlecht- oder unbezahlter Arbeitsstunden volkswirtschaftlicher Wahnsinn oder pure Leidenschaft ist.

Warum aber schafft es zum Beispiel Dänemark, das Land, dass europaweit die zufriedensten Architekten hat, dieselbe Arbeit in dem dafür vorgesehenen Zeitrahmen zu bewältigen? Architekten verdienen hierzulande wenig und in Teilzeit noch weniger. Trotzdem würden sich manche Paare die Arbeit gerne teilen. Wir haben einerseits ein Überangebot an Architekten und andererseits für angestellte Mitarbeiter in Architektur-/Ingenieur- und Planungsbüros keine Tarifpflicht. Auf Wikipedia wird der Berufsstand zum Akademischen Prekariat gezählt. In fast jeder Branche wird über moderne Unternehmensführung, neue Arbeitszeitmodelle, Mindestlöhne, flache Hierarchien und Familienfreundlichkeit diskutiert – außer in deutschen Architekturbüros. Warum soll es nicht möglich sein, zum Beispiel ein Projekt auch auf vier anstatt zwei Schultern zu lagern? Schließlich ist doch Teamarbeit eine der Schlüsselqualifikationen des Berufs. Oder stolpert der eine oder die andere dabei über den Künstlerethos? Sind die Arbeitsbedingungen in deutschen Architekturbüros also noch zeitgemaß?

 

BKULT Redaktion / 18.9.2013 / 10:03

Jein ...

Resümee Schlechte Bezahlung, ein hohes Maß unentgeltlicher Überstunden, befristete Arbeitsverträge und wenig Rücksicht auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie - diese prekären Zustände beschreiben sehr treffend die derzeitige Lage der deutschen Architekturbüros, weshalb die Frage zu den Arbeitsbedingungen auch überwiegend mit einem „NEIN“ beantwortet wurde. Insgesamt 14 Nein’s stehen 6 Ja’s und 6 Jein’s gegenüber. Als eine der ersten Beitragenden schlug Lena Kleinheinz die Brücke zur vorherigen Debatte um eine Frauenquote in der Architektur. Sie kritisiert, dass in Deutschland die Frage nach einer Quote für Frauen automatisch in eine Diskussion über Arbeitsbedingungen und Vereinbarkeit von Familie und Beruf mündet - als ob dies nur für Frauen relevant sei. Zudem beginne der Fehler dort, wo Eltern sich aufgrund ihrer Lebenssituation gezwungen sehen, eine Sonderstellung im Arbeitsleben einzufordern. Diejenigen, die die Frage mit „Ja“ beantworteten, berichten meist aus der Perspektive der Arbeitgeber. In ihren Büros würden zeitgemäße Arbeitsbedingungen unter anderem durch flexible Arbeitszeitmodelle (Hubert Nienhoff), Verteilung der Verantwortung auf mehrerer Schultern (Dirk Lange) oder besonderer Angebote für Eltern (Nicole Srock-Stanley und  Kieran Stanley) erreicht. Die Neins kamen vielfach von jungen Selbständigen oder ehemaligen Angestellten. Wie heiß das Eisen ist, zeigte die Tatsache, daß manche sich zu diesem Thema nur anonym äußern wollten. Zentrale Punkte waren die niedrigen Honorare und die zu hohe Anzahl an Architekten in Deutschland. In diesem Zusammenhang wurde immer wieder die „Bereitschaft zur Selbstausbeutung“ (Volker Eich und Elka Anna Mehner) unter Architekten als mögliche Ursache für Überstunden und schlechte Bezahlung genannt. Das findet auch Gregor Sunder-Plassmann: „Kaum ein anderer Berufstand lässt sich mit dem Argument „Sie dürfen ja kreativ sein“ zu Gratisleistungen wie Wettbewerben, Akquisitionsentwürfen und persönlicher Verantwortung hinreißen.“ Aysin Ipekçi schildert, wie hart und oft aussichtslos der Weg junger Architekten ist, die sich zur Bürogründung entschließen und fragt deshalb: „In was für einer Welt leben wir eigentlich, wenn man die eigene freiberufliche Tätigkeit - immerhin als Ingenieur - über Nebentätigkeiten finanzieren muss?“ – alles unter dem Slogan „Architektur ist Leidenschaft“. Die Kammern und Berufsverbände seien gefragt, hier ihre Mitglieder endlich aktiv zu unterstützen, so Ipekçi. Die Architektenkammer beteiligte sich leider erst gegen Ende dieser Debatte. Barbara Ettinger-Brinkmann, in dieser Debatte noch Präsidentin der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (inzwischen frisch gewählte BAK Präsidentin),  berichtete von den Vorzügen des Architektenberufs aus persönlicher Sicht, äußerte sich aber auch kritisch gegenüber der Nicht-Einhaltung der HOAI seitens öffentlicher Auftraggeber oder dem hohen Konkurrenzdruck durch die Vielzahl von kleinen Büros in Deutschland. „Die gesellschaftliche Wahrnehmung des Wertes unserer Arbeit ist die Voraussetzung für angemessenen Lohn der Mitarbeiter und angemessenen Gewinn der Selbständigen.“ – Daran müssten wir alle arbeiten, vor allem auch die Kammern und Verbände. Sigurd Trommer, noch in seiner Rolle als Präsident der BAK, kritisierte dagegen zum einen die Hochschulausbildung bzw. den Bologna-Prozess, der zu Wissensdefiziten bei jungen Architekten führe und nahm die Arbeitgeber im Bereich der Architektur in Schutz: „Nachwuchsförderung, Personalführung oder Karriereplanung – regelmäßige Schwerpunkte in Wirtschaftsbetrieben – können nicht in allen Architekturbüros professionalisiert werden, denn der reibungslose Planungs- und Bauablauf stehen immer im Vordergrund.“ Er betonte zudem, dass die Arbeitsbedingungen für Architekten ein Kernthema der Architektenkammer sind und sie ihre Mitglieder mit Hilfestellungen unterstützt. Die Wirksamkeit solcher Hilfestellungen in Form von Fortbildungen etc. wurden von den Folgebeiträgen in Frage gestellt. Der junge Architekt Lorenz Brugger antwortete Sigurd Trommer mit einem kritischen und couragierten Beitrag, in dem er abschließend feststellt: „Und genau diejenigen, die an der Schnittstelle sitzen, die in der Position sind, alle Architekten zu erreichen, die sich irgendwann dazu entschlossen haben, den Berufsstand zu verbessern, ihn auch zu lenken und zu steuern, kommen spät und bringen nur Worthülsen mit. Die Arroganz ist nicht zu übersehen...“ Die zahlreichen konstruktiven Vorschläge, wie man die Arbeitsbedingungen in der Architektur verbessern könnte, reichen in dieser Debatte von mehr Kontrolle z.B. durch eine Architektengewerkschaft (Aysin Ipekçi) über Vorschläge, gute Architektur finanziell zu belohnen (Bastian Sevilgen), bis zum gesteigerten Wettbewerb der Arbeitgeber untereinander in Rankings (Hubert Nienhoff und Volker Eich).
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Volker Eich / 8.9.2013 / 9:34

STRATEGIEKREIS ARCHITEKTEN BUSINESS DESIGN

Nein ...

Lieber Herr Nienhoff, ich möchte gerne noch einmal Ihren Vorschlag aufgreifen, eine AUSZEICHNUNG VORBILDLICHER ARBEITGEBER einzuführen. Dies scheint mir bisher der konstruktivste Beitrag in dieser Debatte zu sein. DER SPIEGEL und das MANAGER MAGAZIN publizieren andauernd Rankings, in denen die beliebtesten Arbeitgeber benannt werden. In diesen Charts findet man meistens nur die großen Unternehmen. Da finden wir die "Lieblinge der Ingenieure" ebenso wie die "Lieblinge der Betriebswirte". Warum gibt es ein solches Ranking nicht auch für Architekturbüros? Man könnte eine vollkommen neue Qualität im Wettbewerbswesen etablieren, denn während es beim klassischen Architektenwettbewerb nur einen Gewinner und viele Verlierer gibt, gibt es beim Wettbewerb um den beliebtesten Arbeitgeber sehr viele Gewinner. Je mehr Architekten beginnen, ihre Architekturbüros zu funktionierenden Unternehmen zu machen - was erstmal nichts mit der Bürogröße und dem zur Verfügung stehenden Honorarvolumen zu tun hat - um so mehr würden Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen davon profitieren. Eine solche neue Art der Konkurrenz würde sowohl bei den Arbeitgebern, als auch bei den Arbeitnehmern ein Bewusstsein dafür wecken, dass gute Architektur viel besser in einer Baukultur gedeiht, in der die Zufriedenheit aller Beteiligten genau so wichtig ist, wie das Ergebnis ihrer Arbeit. Es wäre vielmehr ein gemeinsames Streben nach einer Kultur der Kooperation, in der man sich in gegenseitiger Wertschätzung begegnet. Ich höre von vielen Architekten immer wieder die Klage, erfahrene Mitarbeiter seien sehr schwer zu finden, weil es zu wenige davon gebe. Aber seien wir ehrlich, gute Arbeitgeber sind auch nicht gerade leicht zu finden. Freischaffende Architekten, denen es schwer fällt, gute Mitarbeiter zu finden, müssen sich die Frage stellen, worauf eigentlich ihre Anziehungskraft gegenüber Kunden und Mitarbeitern beruht. Sie müssen sich nämlich darauf gefasst machen, dass Ihnen genau diese Frage in Zukunft immer öfter von potenziellen Mitarbeitern gestellt wird. Wenn es stimmt, dass gute Leute knapp sind, dann bestimmen die Arbeitnehmer zunehmend die Regeln. Wie jeder andere Markt so orientiert sich auch der Arbeitsmarkt am Verhältnis von Angebot und Nachfrage. In Bewerbungsgesprächen werden allmählich die Rollen getauscht. Arbeitgeber finden sich zunehmend selbst in der Rolle des Bewerbers. Es stehen nicht mehr die Arbeitsproben des potenziellen Mitarbeiters im Mittelpunkt, sondern das eigene Geschäftsmodell steht auf dem Prüfstand. Wer neue Mitarbeiter einstellen möchte, sollte darauf gefasst sein, dass es in Zukunft mehr Bewerber geben wird, die sein Unternehmenshandbuch sehen möchten. Wer sich auf eine Stelle in einem Architekturbüro bewirbt, muss sich nicht scheuen, den zukünftigen Arbeitgeber danach zu befragen, welche Strategie er verfolgt und welche langfristige Perspektive er seinen Mitarbeitern anbieten kann. Die Baukultur beginnt mit der Unternehmenskultur. Ein erster Schritt wäre getan, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer aufhören, die Verhältnisse zu beklagen und ihre eigenen Gestaltungsspielräume erkennen. Wäre es nicht schön, wenn Architekten mit ihrer Lust am Wettbewerb zu einer neuen Unternehmenskultur beitragen, in der es nicht nur einen sondern viele Gewinner gibt? Wie heißen die 20 begehrtesten Arbeitgeber im Kreis der deutschen / europäischen / internationalen Architekten? Warum sind diese Unternehmen so beliebt? Was machen sie anders als die anderen? Was müssen Architekten bieten um in den Top 20 vertreten zu sein? Für mich hört sich das an, wie ein spannendes Projekt. Vielleicht hat die BKULT-Redaktion ja Lust sich dieser Sache anzunehmen. Es wäre ein wertvoller Beitrag zur Baukultur. Volker Eich leitet mit seiner Partnerin Elke Anna Mehner das Beratungsunternehmen STRATEGIEKREIS ARCHITEKTEN BUSINESS DESIGN. Von 1982 - 1998 hat er als Architekt gearbeitet. Seit 1998 arbeitet er als Strategieberater für Architekten. 2013 hat er DAS STRATEGIEBUCH FÜR ARCHITEKTEN publiziert.
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Aysin Ipekçi / 6.9.2013 / 13:55

Architektin, Köln

Nein ...

Architektur ist eine Leidenschaft. Architektur ist nicht Beruf sondern Berufung. Architekt sein heißt kreativ und frei sein! Mit diesen blödsinnigen Argumenten wird eine traurige Realität verschleiert: Architekt sein verlangt vor allem, wenig Luft zu holen und lange auszuatmen. Dieser Leistungssport lässt sich als Startup Büro mit der Aussicht auf ein nächstes, möglichst besser bezahltes Projekt, einen Preis oder schlicht die Anerkennung in kollegialen Kreisen für gewisse Zeit durchhalten. Wenn dieser steinige Karriereweg dann auch noch mit einer akademischen Anstellung finanziert wird, kann man sogar als Sozialversicherter sein Büro gründen. Denn ein Gehalt zahlt man sich in den ersten Jahren sowieso nicht aus, auch wenn der Steuerberater oder andere Nicht-Architekten dazu nur den Kopf schütteln. Bis dahin ist man als Youngster so ziemlich allein im Raubtierkäfig der Vertrags- und Verhandlungsprofis. Ad-hoc Professionalität wird vor allem bei internationalen Tätigkeiten verlangt, die von einem jungen Bürogründer kaum zu leisten sind. Entweder man hat Glück und ehemalige Chefs, Freunde oder Kollegen geben Tipps oder begleiten einen sogar bei den ersten Verhandlungen. Oder aber man scheitert langsam aber sicher – natürlich kreativ. Nur, in was für einer Welt leben wir eigentlich, wenn man die eigene freiberufliche Tätigkeit - immerhin als Ingenieur - über Nebentätigkeiten finanzieren muss? Wenn angestellte Architekten entweder vernünftig bezahlt werden, das Büro aber dabei Pleite geht oder wenn sie für einen Hungerlohn arbeiten, während das Büro wächst und gedeiht und die besser verdienenden Chefs sie mit dem Hinweis bei Laune halten: Architektur ist Leidenschaft. Wo bleiben da die Kammern, die Berufsverbände (BDA, etc.) und Organisationen (NAX, etc.), die wir mit unseren Beiträgen finanzieren? Sie sind doch dazu da, ihren Mitgliedern den Rücken zu stärken. Das passive Angebot von Frontalunterricht oder Vertrags-Mustertexten reicht da bei weitem nicht aus. Vielmehr sollten sie die Büros aktiv unterstützen. Die Kammern und Verbände sollten Coachs als Begleiter der Büros bereitstellen, sie sollten die Büros regelmäßig beraten und die Einhaltung von Standards einfordern. Dazu gehören Mindesthonorare, zumutbare Terminpläne, verhältnismäßige Haftungen und vieles mehr.  Mitglieder, die diese Standards nicht erfüllen, sollten von den Kammern und Verbänden  ausgeschlossen werden. Darüberhinaus müsste eine Architekten-Gewerkschaft mit entsprechenden Sanktionen dafür sorgen, dass Mindestgehälter tatsächlich gezahlt und vernünftige Arbeitszeiten eingehalten werden. Architektur ist kein Leistungssport nach der olympischen Maxime "Dabei sein ist alles". Architektur ist eine Verantwortung. Aysin Ipekçi, geborene Kölnerin mit türkischen Wurzeln, absolvierte ihr Architekturstudium an der RTWH Aachen. Ab 2002 war sie in Tokio bei SANAA Architects tätig. Danach war sie als Lehrbeauftragte der FH Düsseldorf zuständig für den Aufbau des internationalen Gastprofessorenprogramms 2004-05 (Duncan Lewis, Kazuyo Sejima, Ryue Nishizawa) und 2005-2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bergischen Universität Wuppertal, Lehrstuhl Konstruieren und Entwerfen. In Folge ihres Wettbewerbsgewinns für den Neubau der Bezalel Academy in Arts and Design in Jerusalem (weltweit offener Wettbewerb) gründete sie 2008 STUDYO ARCHITECTs. Sie ist Mitglied im BDA und AKJAA und tätig im Vorstand des BDA Köln. Neben Veröffentlichungen für diverse Zeitschriften und Bücher ist sie als Kuratorin aktiv (u.a. "Architekturteilchen. Modulares Bauen im Digitalen Zeitalter“ Mai-Aug 2012, Museum für Angewandte Kunst Köln).
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Lorenz Brugger / 6.9.2013 / 12:10

Nein ...

Sehr geehrter Herr Trommer,Bitte verzeihen Sie mir im Voraus meine provokative Art, aber ich kann meinen Unmut über die Kammern nicht verbergen! Wie Sie sicher wissen, wird der Bologna-Prozess kontrovers diskutiert. Die einen sagen, es bringt nur Vorteile, die anderen sagen, dass die Bildung unter der Gleichschaltung leidet. Wenn ich heute höre, dass Bachelor-Studenten in weniger Zeit mehr Lernstoff abarbeiten müssen, dann zweifel ich gehörig daran, dass es durch die Umstellung von Diplomstudium auf ein Bachelorstudium zu einer Wissensbereicherung kommt. Die Universität war noch nie in ihrer gesamten Geschichte dazu da, fertige und voll einsatzfähige Arbeitskräfte hervorzubringen! Das Wort Universität sagt es bereits: universitas, die Gesamtheit. Die Universitäten bilden Menschen aus, die sich über ein Thema ein umfangreiches Wissen aneignen und dieses wissen, anzuwenden, nicht mehr aber bei Gott auch nicht weniger. Wie sie selber sagen, die Anforderungen an das Planen und Bauen steigen ständig und damit auch das Wissen darüber. Genau das wird auch an den Universitäten gelehrt und vermittelt. Den Alltag eines Architekten kann die Universität nicht nahe bringen, dies kann nur durch learning by doing getan werden. Wie Prof. Arno Lederer bei meinem Diplom Abschluss sagte: "Ihr habt erfolgreich Architektur studiert. Jetzt müsst ihr Architekten werden!" Er hat so Recht. Nun, es wurde der AiP eingeführt, meines Wissens nach von den Kammern. Schon die Bezeichnung ist unglaublich: man wird als fertig studierter Diplom-Ingenieur auf den Status eines Praktikanten heruntergestuft und deklariert somit das abgeschlossene Studium als tatsächlich hinfällig, denn man ist ja wieder Praktikant! Und zu was hat das geführt? Dass Arbeitgeber nun mit dem Argument, das ist ja nur ein Praktikum, mind. 2 Jahre lang weniger Lohn bezahlen können und man als Angestellter nichts dagegen tun kann. Sogar die Kammern selbst legen dann ein Einstiegsgehalt für Architekten im Praktikum fest - und das ist ziemlich niedrig. Böse Zungen könnten behaupten, die Kammern und die Arbeitgeber stecken unter einer Decke. Jedoch will ich nicht so weit gehen, denn auch ich finde diese 2 Jahre sinnvoll, wenn sie auch vollkommen falsch bezeichnet wurden. Nur ist es für mich kaum nachvollziehbar, wie man, ohne die möglichen Konsequenzen zu sehen, so etwas einführt?! Das muss man den Kammern vorhalten!Natürlich spielen Kosten- und Termindruck bei Gehältern eine große Rolle, aber mal ehrlich, in welchem Berufsstand spielt das keine Rolle? Und warum kriegen das so viele andere Berufsstände hin, nur die Architekten offensichtlich nicht?Ich zitiere: "Nachwuchsförderung, Personalführung oder Karriereplanung – regelmäßige Schwerpunkte in Wirtschaftsbetrieben – können nicht in allen Architekturbüros professionalisiert werden..." Wenn das so ist, und ich glaube ihnen das auf Anhieb, dann läuft doch gehörig was schief in deutschen Architekturbüros! Diese 3 Dinge sind doch von essentieller Bedeutung für die Entwicklung des Berufsstandes, der Art, wie Architekturbüros geführt werden und nicht zuletzt für die Qualität der Architektur selber! Wie können sie, als Präsident der BAK, das einfach so hinnehmen? Ist es nicht die Aufgabe der Kammern, genau solche Dinge in den deutschen Architekturbüros zu fördern und vor allem zu fordern! Im Übrigen, Architekturbüros sind auch Wirtschaftsbetriebe, wieso trennen Sie das? Zu guter Letzt: faire Musterverträge gibt es zu Hauf im Internet, die meisten Arbeitgeber haben sowieso eigene Musterverträge, die der Arbeitnehmer im Grunde so hinnehmen muss, weil ihm sonst die Stelle sonst versagt bleibt. Tipps zu Gehaltsverhandlungen sind zwar ganz nett, aber die gibt es ebenfalls reihenweise im Internet und das schon seit Jahrzehnten. Was sind das für Worthülsen, die Sie uns da erzählen? Das sind also einige der Ergebnisse, und wenn Sie diese schon hier erwähnen, müssen diese ja die Wichtigsten sein, die sie hier zum KERNTHEMA Arbeitsbedingungen präsentieren? Bitte wundern sie sich nicht, wenn man sich hier auf gut deutsch verarscht vorkommt. Wir alle zahlen einen ordentlichen Kammerbeitrag, bekommen dafür ein auf Hochglanzpapier gedrucktes, deutsches Architektenblatt, das vor Langeweile nur so trieft, Unmengen an Werbung enthält und nicht mal ansatzweise die Architektenkammer als Institution für alle Architekten darstellt. Und dann bemühen sich engagierte Menschen mit Erfolg, eine Debatte über Arbeitsbedingungen der Architekten anzustoßen, ein, wie Sie selber sagen, KERNTHEMA der Kammern. Und genau diejenigen, die an der Schnittstelle sitzen, die in der Position sind, alle Architekten zu erreichen, die sich irgendwann dazu entschlossen haben, den Berufsstand zu verbessern, ihn auch zu lenken und zu steuern, kommen spät und bringen nur Worthülsen mit. Die Arroganz ist nicht zu übersehen...
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Sigurd Trommer / 6.9.2013 / 8:55

Präsident der Bundesarchitektenkammer

Nein ...

Bereits die Hochschulausbildung lässt nach Umstellung auf den Bologna-Prozess immer noch Wissensdefizite der jungen Architektinnen und Architekten erkennen, die erst mühsam in der Praxis und im Büroalltag erworben werden müssen. Denn die Anforderungen an das Planen und Bauen steigen ständig: bautechnische Weiterentwicklung, optimierte und technologisierte Prozessabläufe, verstärkter Kosten- und Termindruck und eine überbordende Haftungssituation erfordern herausragende Qualifikationen und sehr hohen Arbeitseinsatz. Büroinhaber können ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern daher nur einen daran orientierten Arbeitsplatz anbieten. Aufgrund des Kostendrucks sind die Honorare vielfach nicht auskömmlich, was sich auch auf das Gehaltsniveau der Angestellten auswirkt. Nachwuchsförderung, Personalführung oder Karriereplanung – regelmäßige Schwerpunkte in Wirtschaftsbetrieben – können nicht in allen Architekturbüros professionalisiert werden, denn der reibungslose Planungs- und Bauablauf stehen immer im Vordergrund. Ein spezifischer Aspekt der angestellten Architektinnen und Architekten ist das Urheberrecht, welches vertraglich klar geregelt werden sollte. Damit ist insbesondere die Situation gemeint, wenn Angestellte den Schritt in die Selbständigkeit wagen und mit Projekten des ehemaligen Arbeitsgeberbüros, an denen sie verantwortlich mitgearbeitet haben, auf Akquise gehen. Ebenso ist es erforderlich, rechtzeitig den Umfang der Berufshaftpflichtversicherung auch für Angestellte zu klären. Die Aspekte sind also vielfältig und haben gerade in Architekturbüros, an der Schnittstelle von Baukultur, gesellschaftlicher Verantwortung und wirtschaftlichen Interessen, eine ganz besondere Bedeutung. Die Arbeitsbedingungen der Architektinnen und Architekten sind in BAK und Länderarchitektenkammern ein Kernthema, welches in seiner gesamten Komplexität behandelt wird, da hier alle Architekten in Deutschland vertreten sind, und zwar sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer. Konkrete Hilfestellungen, welche die BAK anbietet, sind da zum Beispiel faire Musterverträge, Tipps für Gehaltsverhandlungen und Fort- und Weiterbildungen, um Büroinhaber und Angestellte gleichermaßen zu unterstützen. Sigurd Trommer war bis 1990 Stadtbauratder Stadt Wolfsburg und anschließend 16 Jahre Stadtbaurat in Bonn. Er ist seit 35 Jahren Kammermitglied und engagiert sich im BDA und in der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) sowie als Kurator der Carl Richard Montag Förderstiftung. Von 2001 bis 2006 war er Vorsitzender im Planungs- und Bauausschuss des Deutschen Städtetags. Seit 2012 ist er Mitglied des Stiftungsrats der Bundesstiftung Baukultur. Seit 2010 ist Sigurd Trommer Präsident der Bundesarchitektenkammer.
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Thomas Baschin / 4.9.2013 / 11:10

Architekt, Zürich

Ja ...

Architektur und Familie Es ist Sonntag Abend, Beethoven füllt die Räume meiner züricher Wohnung, Doppel LP, achte Symphonie. Es gibt kalten Weiswein. Die Sommerparty eines bekannten Baseler Architekturbüros ist gerade diesen Freitag gewesen, ich war da - diese Arschkriecher denke ich mir - Freitag abend noch stockbesoffen und Samstag sind sie wieder im Büro. Für wen die leben, denke ich? Ein, zwei Tage brauche ich einfach für mich. Und doch, der Innenhof ihres Büros erinnert an eine Schokoladenfabrik, die aus deinen Träumen, in der die Arbeit nie wirkliche Arbeit ist. Fünf Tage später, von früh bis abends gearbeitet, kommt mir das Bild von Frank Lloyd Wright in den Kopf, der sein Büro, seine Welt, mit jungen, auserwählten Mönchsarchitekten füllt. Gemeinsame körperliche Arbeit auf dem Felde, frische Luft, Zusammenhalt, das Zelebrieren einer Ikone. Diese jungen Menschen leben den Geist einer Instanz, besitzen die Fähigkeit, Ideale zu spinnen - sie betrachten ihr Schaffen als etwas anderes als Arbeit. Riechst du es, den inspirierend leichten Duft? Er wird damals anders gerochen haben, denke mal wie penetrante Kloake, zu stark. Und doch, sie werden diesen Hauch ihr Leben lang durch die Welt tragen. Meine Realität sieht so aus: ich arbeitete in New York, das war Sommer 2005, wir saßen lange vor den Plänen, der Chef hatte seine Frau eingestellt, denke mal, um sie öfter zu sehen. Nachts brannten die Straßen, die kolum­bianischen Mädels hatten Stoff mitgebracht und wir jagten uns mit wilden Blicken. An Familie dachte sicher nie­mand. Wenn die Menschen kommen, um zu gehen, ist das nun mal so. Im gleichen Jahr sollte ich nach Weimar gehen, dann nach Amsterdam, Barcelona, Trondheim, später in Berlin, Paris und Zürich arbeiten. Es gibt einen Moment in Berlin, wir sind gerade das Landschaftsarchitekturbüro mit den meisten gewonnen Wettbewerben in Deutschland geworden, es ist spät, ein Kollege, der etwas jünger ist als ich, sagt mir, er werde jetzt Vater. Ich bin baff. Der Architekt verfolgt das Ideal, den Genius Loci zu fühlen, den Geist des Ortes zu spüren und ihn aufs Papier zu bringen. Um dies authentisch machen zu können, wird er den Freigeist leben müssen, aber gibt er durch dieses Bild des idealen Architekten ein Stück seiner Selbst auf? Bullshit! - Die Ideale küssen dich nur, wenn du ihnen die Stirn bietest. Vor einer Woche habe ich die Belegschaft eines früheren Büros in einem Café getroffen. Ein Mädchen, das damals oft bis spät abends im Büro saß, hockte auch jetzt neben ihrer Chefin und sagte nichts. Bei meiner Entlassung damals sagten sie mir, dass ich mich hier zu sehr abnützen, aufbrauchen und verbrennen würde. Beethoven ist vorbei, sein Feuer brennt erneut, wenn ich die Platte drehe, egal in welchem Land. Das war schon immer so, sich verbrennen für die Leidenschaft oder darauf pfeifen und das Glück des Lebens, in der sich wieder­holenden Routine der Idylle, auf dem Lande finden. Wir sehen uns auf dem Feld!  Thomas Baschin hat an der Bauhaus Universität Weimar und der Norwegan University of Science and Technology in Trondheim studiert. Während seinem Studium hat er bei LEESER Architecture in New York und DAM and Partners in Amsterdam Praktika absolviert. Im September 2010 fing er an, bei dem Landschaftsarchitekturbüro Atelier Loidl in Berlin zu arbeiten. Es folgten Beschäftigungen in Zürich (Holzer/Kobler Architekturen) und Paris (Cathrin Trebeljahr Architecte). Jetzt lebt und arbeitet er wieder in der Schweiz.
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Bastian Sevilgen / 4.9.2013 / 10:51

Architekt, Berlin

Nein ...

Der Beruf des Architekten ist nach wie vor großartig. Es gibt immer noch die Möglichkeit, sich zu entfalten, etwas zu erschaffen und die Gesellschaft ein wenig zu verbessern. Diesen Anspruch haben natürlich nicht alle Architekten, doch viele trösten sich damit über ihren tristen Büroalltag oder aber ihre pekuniär schwierige Situation hinweg. Und genau da liegt das Problem. Spricht man mit Mitgliedern anderer kreativer Berufsgruppen über die konkreten Arbeitsbedingungen, schütteln diese über den naiven Idealismus der Architekten nur verständnislos den Kopf: Unbezahlte Wettbewerbe mit hundert Teilnehmern, wo nur die ersten Fünf prämiert werden und alle anderen (also meist über 95%) umsonst ihre Ideen abliefern; geladene Wettbewerbe oder nachgeschaltete VOF-Verfahren, bei denen junge Büros kategorisch ausgeschaltet werden; unbezahlte Überstunden, sowohl als Angesteller gegenüber dem Arbeitgeber, als auch als Büroinhaber gegenüber dem Bauherrn. Pauschale Bezahlung nach Bausumme und nicht nach Leistung ist bei Architekten Gang und Gäbe. Das Resultat sind oft Arbeitsbedingungen, die in zeitlicher und finanzieller Hinsicht in keiner Relation zur akademischen Vorbildung und geleisteten Arbeit stehen; sofern man denn gute Architektur machen und sich nicht auf den niedrigen Standard einlassen will, der zumeist gebaut wird. Dahinter steht natürlich zum einen ein Unverständnis oder eine fehlende Wertschätzung von Architektur und der damit verbundenen Arbeit seitens der Gesellschaft, also der Auftraggeber. Zum anderen ist es aber auch ein fehlendes Selbstbewusstsein der Architektenschaft und ihrer offiziellen Vertretung. Kaum ein Grafikdesigner würde nach seinem Abschluß für weniger als 30€ Stundenlohn arbeiten. Kein Produktdesigner würde umsonst seine Ideen in einen aussichtslosen Wettbewerb schicken. Nein, das ist nicht zeitgemäß. Keine andere Berufsgruppe wird so stark reguliert und wird gleichzeitig derart ungerecht behandelt! Hier liegt die eigentliche Wurzel der aktuellen Arbeitsbedingungen. Wenn ich selber was verändern könnte, würde ich versuchen, ein System zu erfinden, in dem gute Architektur belohnt wird. Es kann ja nicht sein, daß ich mehr verdiene, wenn ich einen kompletten Kindergarten in einer Woche entwerfe und auch genehmigen lasse (genau das macht ein mir bekanntes Büro), als wenn ich versuche, den perfekten Kindergarten für genau diesen Ort zu entwerfen in dem sich die Kinder entfalten können und in dem neue pädagogischen Konzepte greifen. Etablierte Büros bauen heimlich und mit wenig Personal riesige Shopping-Center um damit ihre andere, gute Architektur quer zu finanzieren. Andere retten sich von Wettbewerb zu Wettbewerb. Wieder Andere versuchen sich zu retten, in dem sie ihre schlecht bezahlten Mitarbeiter und unbezahlten Praktikanten ausbeuten. Theoretisch müssten alle Idealisten längst pleite sein. Scheinbar haben aber ein paar ihre Lücken gefunden. Letztendlich ist es an den Architekten selbst, die Situation zu ändern. Anstatt sich ständig aus Angst im Konkurrenzkampf zu unterbieten, sollten sie selbstbewusst auftreten und ihren Auftraggebern vermitteln, dass gute Planung etwas kostet. Dafür müssen nur erstmal ein paar beginnen. Denn Architektur ist immer noch wichtig. Und sie macht Spaß!Bastian Sevilgen, geb. 1983, stammt aus Malente im hohen Norden. Er hat an der Bauhaus-Universität Weimar und der Strathclyde University in Glasgow Architektur studiert. Nach Abschluss seines Diploms gründete er 2010 zusammen mit Maximilian Niggl und Nikolas Savic das Büro dreigegeneinen, mit heutigem Sitz in Berlin-Neukölln, davor Mitarbeit bei feld72 in Wien, freie Mitarbeit bei hjp Architekten Grafenrheinfeld/Gießen und bei Hartmann+Helm in Weimar.
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Barbara Ettinger-Brinckmann / 4.9.2013 / 10:00

Präsidentin der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen

Jein ...

Architekten gehören zum „akademisches Prekariat“ – ist das nicht ein bisschen hoch gejammert? Die Qualität der Arbeitsbedingungen misst sich ja nicht nur am angemessenen Entgelt für die Arbeit und an familien- oder freizeitgerechter Arbeitszeit, sondern auch, vielleicht sogar vornehmlich, an der Qualität von Arbeitsaufgaben und Arbeitsprozessen. Seit 33 Jahren bin ich freischaffende Architektin und bin mit dem, was ich beruflich zu tun habe, nach wie vor hoch zufrieden. Es gibt immer wieder neue Aufgaben mit neuen Kontakten, viel kreative Arbeit, kaum Routine, produktive Teamarbeit, die ständig variiert und neue Kooperationen mit sich bringt, neue Feldfabriken an den verschiedensten Orten . Verglichen mit anderen freien Berufen sind das Dank der Vielfältigkeit die interessantesten Arbeitsbedingungen. Ich möchte mit keinem Arzt, Rechtsanwalt oder Steuerberater tauschen. Die Hetze hat sicher zugenommen und auch der Kostendruck – genügte beim Beginn meiner Arbeit ein Zeichenbrett, muss nun eine teure Hard- und Software verdient werden. Und damit wären wir beim Geld: Die Architekten stehen, trotz der öffentlichen Sichtbarkeit und der gesellschaftlichen Bedeutung ihrer Projekte am Ende der Einkommensskala der freien Berufe – gemessen am üblichen Stundensatz. Wie sind wir, als der traditionsreichste Ingenieurberuf, dorthin gekommen? Wie konnte uns HSL-Planung, wie konnten uns Statiker, Rechtsanwälte, Zahnärzte und Wirtschaftsprüfer derart überholen? Ein auskömmliches Honorar ist notwendig, um die Überlast, die wir ständig fahren, abzubauen und um einen ordentlichen Personalpuffer einbauen zu können, der familienfreundliche Arbeitsbedingungen ermöglicht. Die HOAI ist daran sicher nicht schuld – jedenfalls bringt die Novelle wirklich eine angemessene Steigerung – wenn auch von dem hergebrachten niedrigen Niveau aus betrachtet. Diese Steigerung ist jedoch vielfach nur theoretisch. Und da liegt das Problem: Wir müssen die Honorare, wenigstens aber die Mindestsätze, auch durchsetzen! Es ist doch ein Drama, dass selbst öffentliche Auftraggeber sich nicht scheuen, darunter liegende Angebote anzunehmen, ja sogar – gesetzeswidrig! – zu verlangen. Hier müssen unsere berufsständischen Interessenvertretungen – Kammern und Verbände – viel besser werden, zumindest müssen sie  legales Verhalten einfordern und dürfen illegales nicht tolerieren. Aber auch keiner von uns darf da mitmachen. Sicher bringt unsere professionelle Struktur mit den vielen, sehr kleinen Büros keine große Marktmacht – es herrscht viel zu viel (Unterbietungs-)Konkurrenz. Bei den Anwälten gibt es viele kleine, arme Praxen und prächtig verdienende Megapraxen, die aber dann doch wenig attraktive Arbeitsbedingungen für den Einzelnen bieten. Hierin liegt das Dilemma, denn wir sollten auf keinen Fall auch noch den Trend zum Großbüro bei uns fördern. Dieser Druck besteht ohnehin schon bei vielen Büros nur um bessere Marktbedingungen zu bekommen. Bessere Arbeitsbedingungen werden es dadurch sicher nicht. Was ist zu tun? Wie schon im Blog nachlesbar: mehr Zurückhaltung mit kostenlosen (Vor-) Leistungen, die Mindestsätze der HOAI einhalten, den Wert der Arbeit öffentlich darstellen und in jedem einzelnen Projekt deutlich machen, gemeinsam dem Bauträgerdenken, wonach der Architekt ein einzusparender Faktor ist, entgegenarbeiten und sich als Berufsanfänger nicht als (fast) kostenlose Arbeitskraft anbieten und damit auch noch das Lohnniveau drücken. Und sicher noch sehr viel mehr … Mein Fazit lautet: Die gesellschaftliche Wahrnehmung des Wertes unserer Arbeit ist die Voraussetzung für angemessenen Lohn der Mitarbeiter und angemessenen Gewinn der Selbständigen. Daran müssen wir alle arbeiten. Barbara Ettinger-Brinckmann ist seit 2004 Präsidentin der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, nachdem sie bereits vier Jahre als Vizepräsidentin tätig war. Von 1974 bis 1977 war sie Mitarbeiterin des Städtebaulichen Instituts der Universität Stuttgart und verschiedener Architekturbüros. Seit 1980 arbeitet sie freischaffend (ANF mit Prof. Dr. Peter Jockusch und Manfred Hegger / seit 1994 ANP GmbH mit Michael Bergholter). Das Büro ist auf den Gebieten Hochbau (in der Kasseler Region), Städte­bau / Stadtplanung (bundesweit) und Verfahrensmanagement (über Deutschlands Grenzen hinaus) tätig. Sie ist Mitglied des BDA, Bund Deutscher Architekten und des Deutschen Werkbunds. 1998 initiierte sie das KAZimKUBA (Kasseler Architekturzentrum) und ist seitdem seine Vorsitzende.
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Christian Kloss / 3.9.2013 / 11:27

Stadt- und Regionalplaner, Berlin

Ja ...

Stadtplanungsbüros  können zeitgemäße Arbeitsbedingungen schaffen, wenn man darunter beispielsweise die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Freizeit und Arbeit versteht. Die oftmals vorherrschende Projektarbeit erfordert flexibles Arbeiten und bietet damit im Umkehrschluss die Chance, sich die Arbeit – auch als Angestellter – relativ flexibel selbst einteilen zu können. Voraussetzungen für das Gelingen von Projekten in freier Zeiteinteilung sind Teamarbeit, flache Hierarchien, Vertrauen in die Eigenverantwortlichkeit und eine angemessene Wertschätzung der Arbeit. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dadurch sowohl die Möglichkeit geschaffen wird, Familie und Beruf zu vereinbaren und auch eine gute Arbeitsatmosphäre und erhöhte Produktivität im Team entsteht. Christian Kloss, Dipl.-Ing. Stadt- und Regionalplanung, Studium an der TU Berlin, Mitarbeiter bei Plan und Praxis, Ingenieurbüro für Stadt- und Regionalplanung, Berlin (www.planundpraxis.de); Mitglied bei URBANOPHIL, Netzwerk für urbane Kultur e.V. (www.urbanophil.net)
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Henning von Wedemeyer / 3.9.2013 / 10:32

Architekt, Berlin

Jein ...

Fragen nach den Arbeitsbedingungen in der Architektur habe ich mir nie wirklich gestellt. Zu der Zeit, als ich noch für andere Architekten gearbeitet habe, handelte es sich um kleine, aufstrebende Büros mit flachen Hierarchien. Das ganze Team arbeitete für ein gemeinsames Ziel – bis zum Umfallen – und wir hatten Spaß dabei. Als freiberuflicher Architekt habe ich meine Einstellung zur Arbeit nicht wesentlich geändert. Aber ich sehe um mich herum auch in anderen Berufen viele Leute, die extrem viel arbeiten. Klar, die Architektur ist von übertriebenem Konkurrenzkampf und von Selbstausbeutung geprägt. Viel Geld kommt meist nicht rüber. Ich kann mich allerdings auch an Dingen erfreuen, die nicht zum Erfolg führen und im Papierkorb landen. Kreativ zu sein ist für mich an sich schon lohnend. Zwar machen mir einige Dinge, mit denen ich mich täglich beschäftigen muss, keinen großen Spaß, aber ich finde die Vielseitigkeit und die immer neuen Herausforderungen am Architektenberuf toll. Gleichzeitig habe ich eine Familie, mit der ich auch Spaß haben möchte.  In Beruf und Familie gleichermaßen präsent zu sein, ist wirklich schwer umsetzbar. Entweder man braucht feste Strukturen oder eine Menge Flexibilität. Ich praktiziere eher letzteres Modell. Die Arbeitsbedingungen in der Architektur kann man für sich und seine Mitarbeiter nur gestalten, wenn eine langfristige Auftragssicherheit besteht. Für kleine Büros wird es immer schwierig sein, seinen Mitarbeitern Sicherheit und geregelte Arbeitszeiten zu bieten. Das Zeitgemäße an der Arbeit in kleinen Architektenteams ist für mich, die Fähigkeit, allen Leuten im Büro ein hohes Maß an Selbstbestimmung einzuräumen und die technischen Mittel konsequent zu nutzen. Wir können an jedem beliebigen Ort mit dem Büroserver verbunden sein, das Internet bietet uns den Zugriff auf alle Informationen, die wir früher aus dem Regal gezogen haben. Kooperationen mit Architekten und Fachplanern werden über Filesharing in Echtzeit abgehandelt. Wir sind dadurch superflexibel, aber natürlich vermischen sich auch Arbeit, Familie und Freizeit immer mehr. So schaffe ich es selten, einfach mal komplett abzuschalten Damit muss sich allerdings heute die gesamte digitalisierte Arbeitswelt auseinandersetzen. Freiberufliche Architekten haben mit diesem Problem wahrscheinlich schon seit Generationen zu tun. Henning von Wedemeyer, geb. 1971,  hat an der FH Hannover, der TU Berlin und der UdK Berlin Architektur studiert. Von 1997-1999 war er Mitarbeiter bei Anderhalten Architekten Berlin und von 1999-2001 bei Veauthier Architekten Berlin. Seit 2003 ist er selbständiger Architekt. 2008 hat er mit Tim Bauerfeind UTARCHITECTS gegründet.
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Lorenz Brugger / 3.9.2013 / 9:59

Angestellter bei der Freien Planungsgruppe 7 in Stuttgart

Nein ...

Ich arbeite in einem mittelgroßen Architektur- und Stadtplanungsbüro. Meine Vorgesetzten (2 Frauen, 1 Mann) sind alle Eltern, die Angestellten (ca. 60% Frauenanteil!) sind fast alle seit mehreren Jahren Eltern bzw. werden Eltern. Ich bin einer der wenigen, der im Prinzip "frei" ist, also keine elterlichen Verpflichtungen hat, niemanden versorgen muss, außer mich selbst, und niemanden aus meiner Familie pflegen muss. Und trotzdem werden hier alle gleich behandelt! Die Eltern unter uns arbeiten in Teilzeit, andere in Vollzeit. Die Vorgesetzten arbeiten auch manchmal mehr als das, aber es gilt ein ungeschriebenes Gesetz: Jeder, egal ob er anderweitige Pflichten hat oder nicht, hat ein Recht auf ein Privatleben. Die Arbeit ist zwar wichtig und nimmt einen großen Teil des Alltags ein, aber das bedeutet nicht, dass alles andere darunter leiden muss. Die 40-44 Stunden Woche ist für jeden Vollzeit-Angestellten machbar, entsprechend auch für Teilzeit-Angestellte. Dass die Inhaber des Büros mehr Zeit im eigenen Büro verbringen, ist aus der Sicht des nicht gerade sehr lukrativen Architektenberufs gar nicht mal so verkehrt. Schliesslich haben diejenigen sich dazu entschieden, selbstständig zu sein und zu wissen, was auf sie zukommt. Wir jungen Architekten wissen allerdings oft nicht, was auf uns zukommt! Wir haben verlernt, uns Freizeit zu nehmen und wissen oft nicht, dass wir ein Recht darauf haben. Freizeit ist notwendig für die Erledigung guter Arbeit und unumgänglich für die Motivation. Aufbauend auf das Studium, das uns unzählige (gute und oft witzige!) Nächte geraubt hat, wurde uns nie nahe gelegt, in der Arbeitswelt auf uns selbst zu schauen. Uns werden die Rechte eines Angestellten meiner Meinung nach oft wissentlich vorenthalten, um uns bis zum Äußersten ausnutzen zu können. Es werden Arbeitsverträge vorgelegt, die Angestellte von Unternehmen aus anderen Branchen (zum Beispiel Autobranche, Maschinenbau, Ingenieure) nicht einmal im Traum annehmen würden! Ungerechtigkeiten entstehen bei Überstunden, Arbeitszeiten, Urlaub, Bezahlung und vor allem Weiterbildung! In den meisten Büros muss sich der Angestellte für Weiterbildungen frei nehmen und diese auch noch selber bezahlen! Mein früherer Arbeitgeber hat mir tatsächlich gesagt: "Ja, AiP können sie von mir aus machen, aber Arbeit geht immer vor, und frei nehmen müssen sie sich. Ich kann ihnen auch keine Veranstaltungen bezahlen." Dieser hat bis heute nicht verstanden, dass Weiterbildung nur Vorteile für ein Unternehmen hat. Dabei ist es einfach nur wichtig, sich abzustimmen und Fortbildungen für den jeweiligen Arbeitsschwerpunkt  zu machen. Dadurch gewinnt das Unternehmen an Effizienz und Professionalität und vor allem bindet es die Angestellten und garantiert so langfristige Arbeitsbeziehungen, die für ein Unternehmen heutzutage wichtig sind! Das könnte eine weitere BKULT Frage werden: Warum investieren Architekturbüros so ungern in ihre Angestellten? Lieber "verheizt" man einen jungen Absolventen nach dem Anderen und verdirbt ihm den Spaß am Beruf, anstatt ihm Perspektiven zu zeigen und ihm die Chance zu geben, zu lernen! Vielen Dank auch! Diese Umstände sind nur wenig nachvollziehbar und offenbaren die verlorengegange Menschlichkeit und den Realitätsverlust des Berufszweiges (genau das gilt übrigens nicht nur für Architekten, sondern auch für viele andere "kreative" Unternehmen, seien es Werbeagenturen oder Grafikbüros usw.). Erst wenn sich die Grundeinstellung der Arbeitgeber ändert, sich die Bedingungen angeglichen haben, Bezahlungen endlich adäquat angehoben werden und Angestellte als Menschen und nicht nur als Ressource gesehen werden, wird sich hier was ändern! Ich hatte Glück bei der Wahl meines Arbeitgebers und merke immer wieder, wie Leute aus meinem Freundeskreis weniger Glück haben. Ich frage mich, wieso wir auf das Glück hoffen müssen?! Lorenz Brugger, geboren 1983, wuchs im zweisprachigen Bozen in Südtirol, Italien auf und ging nach Abschluss der Schule nach Deutschland und studierte dort an der Universität Stuttgart Architektur und Stadtplanung. Nach Auslandsaufenthalten in Oslo und Zürich schloss er erfolgreich sein Studium ab. In seiner Diplomarbeit über das Valle Maira setzte er sich mit der Entsiedelung von dörflichen Regionen in den italienischen Westalpen auseinander. Er arbeitet als angestellter  Architekt bei der Freien Planungsgruppe 7 in Stuttgart.
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xxx yyy / 2.9.2013 / 15:50

Architekten, Berlin

Nein ...

Wir haben gekündigt, gerade weil wir endlich zeitgemäß arbeiten wollen! Vor der Geburt unserer zwei Kinder arbeiteten wir beide als angestellte Architekten in namhaften Berliner Architekturbüros. Inzwischen haben wir uns aber von unseren Arbeitgebern verabschiedet und beruflich neu orientiert. Dabei war das Kinderkriegen für unsere vorhergehende Arbeit nicht das wirkliche Problem. Vielmehr haben wir dadurch erst gemerkt, wie blödsinnig eigentlich die Arbeitweisen in großen Architekturbüros sind. Viele Missstände rühren daher, daß sich die jungen Absolventen und Angestellten vom hohlen "Glamour" der sogenannten Stararchitekten zu sehr blenden lassen. Das wollten wir nicht länger mitmachen. YYY: Als ich meinem Chef von meiner ersten Schwangerschaft berichtete, zeigte er sich wenig kooperativ. "Du mußt wissen, dass es mit Kind ein anderes Arbeiten wird", bemerkte er lediglich. Eine weitere schwangere Kollegin bekam tatsächlich zu hören, dass es unrealistisch sei, mit zwei oder mehr Kindern noch zu arbeiten. Obwohl ich vorher immer ein sehr positives Feedback für meine Arbeit bekam, veränderte sich die Haltung meines Chefs mir gegenüber von diesem Zeitpunkt an schlagartig. Zur Weihnachtsfeier während der Elternzeit bekam ich keine Einladung mehr und für die Zeit danach schien ich auch nicht nicht weiter eingeplant zu sein.Mit wenig Lust auf das Abstellgleis von Teilzeitarbeit gestellt zu werden, verabschiedete ich mich freiwillig von meiner Anstellung und arbeite seitdem als freiberufliche Architektin. Jetzt kann ich mir meine Arbeit flexibler einteilen, aber das Gehalt ist leider auch nicht grandios. XXX: Nach kurzer Zeit als Vater bemerkte ich, dass ich nach 8 Stunden und mehr jeden Tag immer als erster das Büro verließ. Natürlich konnte ich dann nicht mehr an Projektbesprechungen nach 20:00 Uhr teilnehmen. Sukzessive geriet mein berufliches Fortkommen ins Stocken. Letztendlich habe ich mich dann beruflich komplett neu orientiert. Wir finden, daß sich erst mit einer verordneten Freizeit für Alle, sowohl für Angestellte als auch für die Chefs, wirklich etwas an den Strukturen verändern würde.
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Nicole Srock-Stanley & Kieran Stanley / 30.8.2013 / 14:56

Innenarchitektin & Architekt, Berlin

Ja ...

Für eine Agentur in unserer Branche ist es dringend notwendig, in ihre Mitarbeiter zu investieren. Der Spaß an der Arbeit kann nicht alles entlohnen. Man muss langfristig denken und kann durch faire Bedingungen einen wesentlichen Beitrag zur Mitarbeitermotivation leisten, die wiederum einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellt.Weil wir verstanden haben, dass jeder auch Privatmensch ist, ermöglichen wir unseren Mitarbeitern besonders familienfreundliche Bedingungen: flexible Arbeitszeiten, besondere Angebote fur Alleinerziehende, Arbeit von zu Hause aus und die mögliche Anwesenheit von Kindern im Büro. Wir bemühen uns dabei um größtmögliche Flexibilität und nehmen uns dabei ein Vorbild an den skandinavischen Ländern.Da wir selbst beruflich stark eingespannt und die Eltern von drei Töchtern sind, können wir sehr gut beurteilen, wie schwer es sein kann, die richtige Balance zu finden. So verfolgen wir auch hier ein 360 Grad Denken und behandeln die Familien- und Mitarbeiterfreundlichkeit wie eines unserer Kundenprojekte. Unser Ziel ist es aufzuzeigen, dass eine Agentur nicht das Äquivalent fur schlechte Arbeitsbedingungen sein muss. Mit Erfolg, schon 2010 wurden wir dafür als familienfreundlichstes Unternehmen Berlins ausgezeichnet.  Nicole Srock-Stanley ist Mitgründerin und Geschäftsführerin der 1999 in Berlin gegründeten Agentur dan pearlman Markenarchitektur GmbH. Innerhalb der Agentur verantwortet die studierte Innenarchitektin die Bereiche Markenstrategie, -kommunikation und -architektur und entwickelt als visionäre Vordenkerin neue Geschäftsfelder und Zukunftsthemen. Marken nachhaltig in den Köpfen und Herzen von Menschen zu verankern, ist das erklärte Ziel der Agenturchefin.Kieran Stanley ist der Grunder und Geschäftsfuhrer der dan pearlman Erlebnisarchitektur GmbH. Er studierte Architektur in Dublin und kam 1993 nach Deutschland. Seitdem hat er sich zunehmend auf den Bereich Architektur im Freizeitbereich spezialisiert und damit vor allem auf die Schaffung von Themen- und Erlebniswelten
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Van Bo Le-Mentzel / 30.8.2013 / 13:54

Designer, Berlin

Nein ...

Das Konzept von Arbeiten (für Geld) in einer hierarchisch geprägten Organisation sollte man meiner Meinung nach grundsätzlich in Frage stellen, weil die Honorierung mittels Geld zu viele Ungerechtigkeiten zulässt. Das gemeinsame Entwerfen, Bauen und Gestalten von Räumen für Menschen ist vielmehr als Dienst an der Gesellschaft, denn als Arbeit im herkömmlichen Sinne zu verstehen. So wie jeder Dienst, egal ob Militärdienst oder Küchendienst, nun mal erledigt werden muss, ist Architektur eine Pflicht, die wir gesamtgesellschaftlich lösen müssen. Dementsprechend müssen die Menschen bei der Ausübung dieser Pflicht auch in Würde leben können. Schaut Euch die ArbeiterInnen hinter Wikipedia, Change.org oder startnext.de an. Diese Menschen verändern die Welt, weil sie einer Aufgabe nachgehen, nicht einer Arbeit. Und wer es zulässt, Beruf(ung) von Familie zu trennen, kann nicht glücklich werden.  Van Bo Le-Mentzel, fest angestellt in einem Architekturbüro und Herausgeber von "Hartz IV Moebel.com" (Hatje Cantz).
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Elke Duda / 30.8.2013 / 11:32

Architektin und n-ails Vorstand, Berlin

Nein ...

Allein schon aus der Perspektive von Architektinnen bedarf es größerer Veränderungen hin zu mehr Gleichstellung, u.a. bei den Einstellungs- und Arbeitsbedingungen. Eine schwedische Kollegin wurde auf dem Weg nach Deutschland mit der Frage verabschiedet: „Willst Du keine Kinder?“. Genau das verdeutlicht doch die momentane Situation insbesondere in Architekturbüros. Frauen sind willkommen, solange sie jung sind. Ab um die 30 werden sie größtenteils immer noch stereotypisch als risikobehaftete Arbeitskräfte betrachtet. Es gibt viele Studentinnen und junge Frauen in Büros, darüber hinaus wird es dünn. Alle wollen Kinder, aber wer kümmert sich um sie? Heutzutage sind viele Frauen dieses Bild leid und nicht mehr bereit, die Familienarbeit alleine zu tragen. Solang hier keine Arbeitsteilung stattfindet und die Reproduktion von Stereotypen in Bewerbungsgesprächen nicht aufhört, werden immer weniger Kinder geboren – das zeigt uns der demografische Wandel in Deutschland und Europa. Ist Arbeitskräftemangel eine Antriebsfeder des gesellschaftlichen Wandels oder geht es auch anders? Grundsätzlich kann natürlich jeder so viel arbeiten, wie er/sie will, wenn er/sie will, aber es muss auch anders gehen, ohne Benachteiligung. Die nordischen Länder und die Niederlande machen es uns vor. Dort gibt es in Architekturbüros die (auch hier gesetzlich) üblichen 8 Sunden Arbeitstage als Selbstverständlichkeit sowie flexible Arbeitszeitmodelle. In diesen Ländern funktioniert die Balance zwischen Arbeiten, Familienzeit und Freizeit, da der Bedarf allgemein akzeptiert und somit gesellschaftlicher Konsens ist, und offensichtlich wirtschaftlich vertretbar. Warum hier nicht? Besser zu Gesicht stehen würde unserer Branche, wenn normale und flexible Arbeitszeitmodelle selbstverständlich wären, diskriminierungsfreie Bewerbungssituationen Standard wären, Familienarbeit zu gleichen Teilen unter den Eltern vorausgesetzt wird, eine Kostenverteilung der „Ausfälle“ als selbstverständlicher Bestandteil der wirtschaftlichen Gesamt-Kalkulation stattfindet, ausreichend bezahlbare Kinderbetreuung zur Verfügung steht …. Elke Duda, seit 2006 als Architektin mit dem Schwerpunkt energieeffizientes und nachhaltiges Bauen in Berlin selbstständig tätig, ist im Vorstand von n-ails (Netzwerk von Architektinnen und Stadtplanerinnen e.V.) und als dessen Vertreterin gewähltes Mitglied in der Vertreterversammlung und des Arbeitskreises Gender an der Architektenkammer Berlin.
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Matthias Finkentey / 30.8.2013 / 11:31

Organisatorischer Leiter der IG Architektur in Wien, www.ig-architektur.at

Jein ...

Sind die Arbeitsbedingungen in der Architektur noch zeitgemäß? Meiner Meinung nach: ein klares JEIN. Die Frage, wie sie gestellt, ist bekommt zuerst einmal folgende Antworten: Leider ja, weil auch im Arbeitsmarkt außerhalb der Architektur immer mehr prekäre Arbeitsverhältnisse entstehen. Insofern sind sie zeitgemäß. „Zeitgemäß“ im Sinne von "gut"/"ausgewogen"/"adäquat" (work-life-balance?) sind sie oft nicht. Was sind Indizien für diese Diagnose seitens der IG Architektur in Wien: z.B. finden wir weniger Frauen als Männer für die Vereinstätigkeit; die oft schwankende Auftragslage vieler Büros macht langfristige Planung schwierig – daher wechseln MitarbeiterInnen, ein Handicap für kontinuierliches Arbeiten; die IG Architektur macht gerade eine Umfrage, um herauszufinden, wie MitarbeiterInnen in Architekurbüros bezahlt werden und sind auf der Suche nach einem "fairen Honorar". Und zwar erst einmal für die MitarbeiterInnen in Architekturbüros – und vielleicht als Folge dann auch für die InhaberInnen. Ich persönlich beobachte Ausnahmen, in denen die Arbeitssituation fast "normal" scheint. Dennoch: Büros, in denen ChefInnen und MitarbeiterInnen regelmässig zwischen 1700 Uhr und 1800 Uhr nach Hause gehen, sind in der Minderheit. Hier ist Engagement, Haltung und gute Organisation seitens der ArchitektInnen wichtig und eine Berufsauffassung, die Architekturschaffen auch als Management von Ressourcen versteht. Fazit: viele strukturell bedingte Hindernisse und wenige auf Architekturbüros zugeschnittene Konzepte zum Gegensteuern kennzeichnen die Situation.  Die IG Architektur setzt sich seit 2001 für fairere Arbeitsbedingungen für Architekturschaffende ein: Themen sind u.a.Honorare, Normen, Wettbewerbe, Sozialversicherung, Stadtentwicklung, Partizipation und planlos2013.atSie hat über 270 Mitglieder.
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Gregor Sunder-Plassmann / 29.8.2013 / 9:33

Architekt, Kappeln, Hamburg & Berlin

Nein ...

Überstunden und Wochenenden sind eine architektenspezifische Untugend und ein Zeichen mangelnder Souveränität des Berufsstandes. Die Gehälter der Architekten liegen am unteren Ende aller akademischen Berufe. Andererseits stehen nur wenige andere Akademiker in der Funktion des Inhabers eines kleinen oder großen Büros derart persönlich mit einem Bein in der Haftung und am Rande der Insolvenz. Wie kommt das? Kaum ein anderer Berufstand lässt sich mit dem Argument „Sie dürfen ja kreativ sein“ zu Gratisleistungen wie Wettbewerben, Akquisitionsentwürfen und persönlicher Verantwortung hinreißen. Es braucht mehr Solidarität unter den Architekten gegenüber (auch öffentlichen!) Auftraggebern und mehr pekuniäre Wertschätzung von Gestaltung im öffentlichen Bewusstsein. Das würde sich letztendlich auch auf das Gehalt und die mangelnde Souveränität niederschlagen! Gregor Sunder-Plassmann hat an der TU München und der Kingston Polytechnic School of Architecture in London studiert. Nach Mitarbeit in unterschiedlichen Büros gründet er zusammen mit Brigitte Sunder-Plassmann 1984 das Büro Sunder Plassmann Architekten in Kappeln. Weitere Standorte des Büros sind Hamburg und Berlin. Das Büro ist spezialisiert auf Museumsbau. Sunder Plassmann Architekten arbeiten zur Zeit an zwei großen Bauprojekten: die Modernisierung der Deichtorhallen in Hamburg sowie die Sanierung der Gemäldegalerie am Zwinger. Ein weiteres Projekt ist das Museum der Unschuld in Istanbul, das in enger Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Orhan Pamuk im April 2012 eröffnet wurde.
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Anneke Bokern / 28.8.2013 / 9:41

Architekturjournalistin, Amsterdam

Jein ...

So lange Architekten bereit sind, unter diesen Bedingungen zu arbeiten, sind sie bedauerlicherweise offenbar zeitgemäß. Es gibt noch immer ein unerschöpfliches Reservoir an jungen Architekten, die sich bereitwillig für wenig Geld die Nächte um die Ohren schlagen, damit ein international bekanntes Architekturbüro in ihrem Lebenslauf steht. Ob das gut zu heißen ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt.Wichtiger ist aber doch die Frage, ob die Arbeitsbedingungen in Deutschland im allgemeinen noch zeitgemäß sind. Deutsche Besucher staunen in der Regel nicht schlecht, wenn ich ihnen die niederländische Version schildere: Mann und Frau arbeiten jeweils eine 4-Tage-Woche mit 9-Stunden-Tagen, also insgesamt 36 Stunden. Das gilt nicht als Teilzeit, sondern als Vollzeitjob. Es ist hier völlig normal, dass Mitarbeiter auf Managementebene in ihrer Mailsignatur angeben, dass sie z.B. dienstags nicht im Haus sind. Beide Eltern sind also jeweils einen Tag bei den Kindern. An den anderen drei Tagen können Babys und Kleinkinder bis ca. 18 Uhr in die Kita gehen. Die Schule beginnt bereits mit 4 Jahren und geht täglich bis 15 Uhr, im Anschluss gibt es optionale Betreuung bis ca. 18 Uhr.Es gibt natürlich auch eine Kehrseite der Medaille, nämlich dass Kindergartenplätze in den Niederlanden zwar problemlos zu bekommen, aber im Vergleich unheimlich teuer sind und viele Familien sich aus finanziellen Gründen auf die Hilfe der Großeltern verlassen müssen. Der Vorteil ist jedoch, dass Frauen mit Kindern nicht aus dem Berufsleben verschwinden, weil sie nur noch verantwortungsfreie Teilzeitjobs bekommen. Und natürlich, dass auch die Väter einen Tag pro Woche mit ihrem Nachwuchs verbringen können.Auch in der Architekturbranche ist diese Arbeitsweise weit verbreitet. Es gibt hier beispielsweise renommierte Büros, die freitags geschlossen sind. Wobei man auch zugeben muss, dass niederländische Mitarbeiter sich in den großen Büros häufig das Recht auf die 4-Tage-Woche nehmen, während internationale Mitarbeiter weiterackern... Anneke Bokern ist freie Architekturjournalistin in Amsterdam (www.annekejournalist.wordpress.com). Nach ihrem Studium der Kunstgeschichte an der FU Berlin zog sie 2000 in die Niederlande. Ihre Artikel erscheinen u.a. in db, Bauwelt, Baumeister, Uncube Magazine, DAMn° Magazine, Domus, Häuser, Mare und design report. Seit 2004 organisiert sie unter dem Namen architour Architekturführungen in den Niederlanden und ist Mitglied des Guiding Architects Network.
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Mathis Malchow / 27.8.2013 / 19:16

Architekt, Berlin

Nein ...

Auch in unserer Branche sollte es zur Normalität werden, dass man seine Kinder um viertel nach vier aus der KITA abholen und das Wochenende als tatsächliche Freizeit für die Erholung nutzen kann. Wie das aber im Alltag funktionieren soll, weiß ich selber nicht genau! Während meiner Zeit bei Foster+Parters in London habe ich erlebt, dass Arbeiten rund um die Uhr gerade für Absolventen die einzige Möglichkeit ist, nach oben zu kommen. So habe ich es selbst gemacht – und ich halte es nach wie vor für sinnvoll investierte Zeit. Seit der Gründung meines eigenen Büros vor vier Jahren, arbeite ich jetzt häufig wieder 60 Stunden die Woche und mehr. Die jungen Absolventen, die uns heute als Angestellte unterstützen, können ihre Arbeit aber normalerweise in 40-44 Stunden pro Woche erledigen. Wir sitzen dann allerdings am Wochenende ohne die Unterstützung des Teams alleine im Büro. Unser Ziel ist es aber auf jeden Fall, in absehbarer Zukunft kürzer zu treten und pünktlich Feierabend zu machen. Mathis Malchow ist Gründungspartner des Architekturbüros designyougo in Berlin. Nach seinem Studium an der TU Berlin hat er zunächst bei KCAP in Rotterdam holländisch gelernt und Städtebau-Projekte betreut. Danach hat er für Foster + Partners an vielen internationalen Projekten in London und Berlin gearbeitet. Bei designyougo beschäftigt er sich seit 2009 mit allem, was im weitesten Sinne mit Architektur zu tun hat: vom Büroausbau über High-end Interior Design, vom denkmalgeschützten Ärztehaus bis zum Solarhaus in den Alpen.
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Hubert Nienhoff / 27.8.2013 / 9:39

Architekt, Berlin

Ja ...

Für unser Büro gesprochen, kann ich diese Frage mit Ja beantworten. Grundsätzlich müssen dafür Rahmenbedingungen geschaffen werden, in denen sich Zufriedenheit in den Arbeits- und Lebensumständen entfalten kann. Nur dann können wir auch Leistungsbereitschaft und Eigenständigkeit, Loyalität und Durchsetzungsvermögen von unseren Mitarbeitern erwarten. Dies gilt ganz besonders für die wirklichen Leistungsträger unserer Gesellschaft: den jungen Müttern und Vätern, die nicht nur im Beruf, sondern auch im familiären Aufgabenbereich immer wieder Höchstleistungen erbringen müssen.  im Büro oder im privaten Umfeld - muss auch eine angemessene Zeit für Regeneration eingeräumt werden. Dazu braucht es meiner Meinung nach: - Flexible und individuell angepasst Arbeitszeitmodelle- Pausen und Auszeiten, auch innerhalb der Kern-Wochenarbeitszeiten- Unterstützung bei der Kinderbetreuung und / oder- Einrichtung und Betrieb einer firmenorganisierten Kinderbetreuung (soweit organisatorisch möglich). Jede dieser Angebote und Möglichkeiten kann zur Entlastung beitragen. Wirklich entscheidend ist jedoch der persönliche und achtsame Umgang miteinander, Anerkennung und das Verständnis für die individuelle Situation der Angestellten. Dies kann jedoch nicht verordnet werden, es muss gelebt und die Erfahrungen damit sollten publiziert werden, z. B. durch die monatliche Auszeichnung „vorbildlicher Arbeitgeber“. Denn nur durch einen solchen Wettbewerb der Verantwortlichen ist eine allmähliche Leistungssteigerung und nachhaltige Lebensqualität zu erzielen. Durch politische Forderungen wie „Kita Plätze“ oder auch „Mindestlohn“ ist eine Verbesserung im Sinne der Qualität von Arbeitsbedingungen und somit auch der Freiheit für die persönliche Entwicklung und Zufriedenheit nicht zu verwirklichen. Die persönliche Zufriedenheit und Wahlfreiheit im Beruf steht für mich übrigens auch in engem Zusammenhang mit der vorhergehenden Debatte, zur Frage nach einer Frauenquote in der Architektur. Ich bin männlich - aber wer ist schon ganz fehlerfrei. Ich hatte Glück, denn: Ich bin in einem freien Land aufgewachsen und alle Wege standen mir offen. Zusammen mit meinen 8 Geschwistern (4 Mädchen und 4 Jungen) hatte ich eine schöne Kindheit auf dem Bauernhof. Unsere Eltern haben es uns allen, trotz finanzieller Belastungen, ermöglicht, die Bildungswege unserer Wahl zu gehen. Auch der Staat hat uns dabei freie Wahl gelassen. Einige haben studiert, andere nicht. Heute sind, soweit ich weiß,  alle mit ihrer Berufswahl zufrieden. Darum geht es. Dazu brauchen wir aber keine Quote. Vielmehr brauchen wir, im Sinne der längst überfälligen Debatte um „Gute Architektur“ und die damit verbundene Beteiligung der „Besten“, oben beschriebene Rahmenbedingungen, um alle befähigten Männer und Frauen daran mitwirken zu lassen. Was letztendlich zählt ist, dass sich alle wohlfühlen und Spaß an ihren Aufgaben haben. Die zu Recht geforderte „Quote“ stellt sich dann über kurz oder lang von selbst ein. Vor der eigenen Haustür gekehrt stellt sich bei gmp Architekten folgendes Bild dar: Frauenanteil gesamt                 48.8 %Shenzhen                 28,5%Shanghai                   57,4%Aachen                     38,7%Peking                       52,6%Hanoi                          100%Berlin                        48,7%Frankfurt                    56,3%Hamburg                   49,4%Brasilien                   33,3%Moskau                        50% Dabei hinken wir Berliner mit 48,7 % etwas hinter den Hamburgern mit 49,4 % zurück - doch dieses Bild kann sich unversehens ändern. Übrigens liegt unser Anteil der Mitarbeiter mit Migrationshintergrund in den Niederlassungen Berlin, Hamburg, Aachen, Frankfurt bei 34 % mit 36 unterschiedlichen Nationalitäten weit über der in Europa üblichen Quote. Hubert Nienhoff wurde 1959 in Kirchhellen / Westfalen geboren. Im Jahr 1985 hat er sein Architekturstudium an der RWTH Aachen als Dipl.-Ing. Architekt abgeschlossen. Er war von 1988 - 1991 als Assistent an der RWTH - Aachen / Lehrstuhl für Stadtbereichsplanung und Werklehre tätig. Seit 1988 ist er Mitarbeiter im Büro von Gerkan, Marg und Partner, seit 1993 Partner bei gmp Architekten • von Gerkan, Marg und Partner. Er ist Gesamtprojektleiter und verantwortlicher Büroleiter der Niederlassungen Berlin, Frankfurt am Main, Rio de Janeiro und Moskau
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Achim Nelke / 26.8.2013 / 15:35

Stadtplaner, Berlin

Jein ...

Das Problem liegt aus meiner Sicht nicht in den Arbeitsbedingungen, sondern in den Strukturen, die zu diesen Arbeitsbedingungen führen. Kleine Projekte sind einfach zu schlecht bezahlt. Je höher der Entwurfsanteil ist, umso schlimmer wird das Verhältnis von Aufwand zu Honorar. Wenn aber die Einnahmenseite derart schlecht ist, wie sollen dann Angestellte oder freie Mitarbeiter eine angemessene Arbeitszeit mit entsprechender Vergütung haben? Da es sich im Bereich der Architektur- und Planungsleistungen um einen Angebotsmarkt handelt, ebenso wie auf dem dazugehörigen Arbeitsmarkt, sehe ich nicht, wo hier eine Besserung her kommen soll. Nach wie vor sprießen die Studiengänge an FHs und Unis aus dem Boden, während Deutschland im Prinzip fertig gebaut ist. Dipl.-Ing. Achim Nelke ist Stadtplaner und Inhaber von studio nelke. Studium an der TU Berlin, Praxis in Büros in Bayern, Berlin und Schleswig-Holstein. Mitglied der Interessenvertretung "Architekten für Architekten" und seit 2013 Mitglied im Eintragungsausschuss der Architektenkammer Berlin.
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Bastian Völler / 24.8.2013 / 20:14

Büro für Architektur und Denkmalpflege

Ja ...

Ja, aber das ist ein Protest-Ja! Ich denke, man sollte sich mehr von den Dogmen einer zusätzlichen Architektenausbildung in den Büros seiner Professoren frei machen und nicht glauben, dass man alleine nichts zu schaffen hätte.  Junge Absolventen sind natürlich besonders gefragt -  wegen ihrer Kreativität, dem Willen, mehr zu erreichen und erfolgreich zu sein. Genau das nutzen die „Alten“, die schon länger im Geschäft sind und stellen die Anfänger für weitere zwei Annerkennungsjahre zu einem niedrigen Lohn ein. Gerade die großen Wettbewerbsbüros, bei denen die Chefs die Professoren der Folgegeneration sein werden, praktizieren dieses Verfahren.  Das billige Geld:Für unsere Gesellschaft, die ganz nach dem Prinzip „Geiz ist geil“ lebt, stellt der Preis einer einzukaufenden Leistung jedoch ein wichtiges Argument dar. Existenzgründer haben hier das Recht und die Chance, sich ganz schnell zu behaupten und ihr Können unter Beweis zu stellen. Sie bauen sich eine eigene Existenz auf und sind in der Lage, ihren Tag entsprechend der Bedürfnisse einzuteilen, mit allen Vor-und Nachteilen, die das mit sich bringen kann.  Wenig verdienen sie so oder so. Ich bin Architekt in der Denkmalpflege und deswegen ist vielleicht auch meine Einstellung etwas verstaubt. Wenn ich gegen zehn Uhr abends von einem Bauherrentermin nach Hause fahre, ziehen an mir die mit Flutlicht beleuchteten Felder vorbei, auf denen grüne Traktorraupen langsam ihre Bahnen ziehen. Der Beruf des Landwirts ist einer der ersten Tätigkeiten des modernen Menschens. Letztendlich unterscheidet sich mein Job nicht groß von dem des Landwirts: Ich arbeite viel alleine, habe ein paar Erntehelfer um mich herum geschart, habe ein altes Fachwerkhaus gekauft und lebe einfach oder manchmal auch schwer vor mich her. Was ich jedoch nicht vermisse, ist der Kontakt zu meiner Familie, die ich jeden Tag sehe. Zum Frühstück, zum Mittagessen, zum Abendbrot und  immer wenn ich zuhause bin. Ich finde dies wesentlich zeitgemäßer, als morgens 30 Minuten von Hanau nach Frankfurt zu fahren, um dort in einem renommierten Büro für 12,50 Euro meine (schwer erarbeitete) Arbeitskraft für falsche Chefs auszupowern. Für das Geld  könnte ich einfach mein eigener Chef sein. Genau dieser Kraftaufwand kann viel besser in Eigeninitiative umgewandelt werden und öffnet einem dadurch eine ganz neue, viel zeitgemäßere Welt. Was ist überhaupt zeitgemäß? Ein Freund von mir meinte einmal, er freue sich auf den Tag, an dem die Maschine die Tat übernimmt. Ich warte nicht auf diesen Tag. Ein Haus sieht aus wie ein Haus, sieht aus wie ein Haus. Da kann Coop Himmelb(l)au, Rem Koolhaas, HdM oder BIG noch so viel entwerfen. Unsere Zeit ist glaube ich viel langsamer, als man allgemein glaubt und dieser Glaube setzt anscheinend sehr viele Menschen unter Druck. Das betrifft in diesem speziellen Fall 89% meiner Kollegen. Auch wenn das auf den ersten Blick nicht so aussieht, stehe ich trotzdem auf moderne Architektur.  Beste Grüße, Bastian Völler (32), Architekt und Denkmapfleger
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Dirk Lange / 23.8.2013 / 11:03

Architekt, Aachen

Ja ...

Den immer komplexeren Herausforderungen unserer Arbeitswelt kann man nur mit dynamischen Arbeitsprozessen und einer gut funktionierenden Kommunikations- und Kooperationsstruktur begegnen.Projekte werden bei uns im Team entwickelt. Der Fokus liegt hierbei auf dem Dialog. Wir haben bewusst diverse Tools und Gesprächsforen etabliert, die regelmäßig alle Projektbeteiligten - vom Studenten bis zur Geschäftsleitung, vom Fachplaner bis zum Bauherren - um einen Tisch versammeln.Hierdurch werden die vielschichtigen Aspekte eines Projektes besser erfasst, wesentliche Informationen breiter gestreut und die Bearbeitung auf mehrere Schultern verteilt.Planungspools die durch erfahrene Projektkoordinatoren betreut werden, bearbeiten mehrere Bauvorhaben und können so eigenverantwortlich auf inhaltliche und personelle Anforderungsspitzen reagieren.Darüber hinaus ist aber auch die allgemeine Arbeits-Atmosphäre entscheidend. Das bunte  Büroleben, ‚wen‘ beschäftigt gerade ‚was‘, Veröffentlichungen, Privates und allgemeine Architektur-News sind genauso Bestandteile der Kommunikationskultur wie gemeinsame Veranstaltungen, Vorträge, Exkursionen, interner Blog, Montagsfrühstück und regelmäßigen Bürobesprechungen.Diese 'Dialogische Arbeitsweise' ist unser Versuch den hohen Anforderungen an das Berufsbild mit zeitgemäßen und verträglichen Arbeitsbedingungen entgegenzutreten, Expertenwissen der Mitarbeiter zu integrieren, die Vorteile der Schwarmintelligenz zu nutzen und dabei den Spaß an der Arbeit nicht aus den Augen zu verlieren. Dirk Lange hat an der RWTH Aachen und an der Bartlett School of Architecture in London Architektur studiert.  Er arbeitet seit 2007 als Architekt bei kadawittfeldarchitektur. Dort ist er Mitglied der Geschäftsleitung und seit 2011 Gesellschafter der kwbau GmbH
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Philipp Buschmeyer / 22.8.2013 / 11:04

Architekt, Berlin

Jein ...

Zeitgemäß sind sie vielleicht schon, gut sind sie (in vielen Punkten) keinesfalls:Was die Bezahlung angeht stellt sich bei mir - gerade für Berlin - die Frage, ob nicht ein anderes Studium, oder sogar kein Studium, sinnvoller gewesen wäre. Meine vergleichsweise milden Gehaltsforderungen bei einem Vorstellungsgespräch wurden zum Beispiel so kommentiert: "Ich weiß gar nicht, wo die jungen Leute immer dieses Selbstbewusstsein hernehmen!?". Die Begrifflichkeit "normale Arbeitszeit" scheint in der Branche generell verquer zu sein und ist vielleicht von der eigenen Leidenschaft fehlgeleitet. An der Universität war doch bei vielen nächtliches, nicht nur einmaliges Durchmachen vor der Abgabe an der Tagesordnung - egal, ob der schlechten Selbstorganisation oder auch einfach nur "des Durchmachens“ wegen. Dass dieses Phänomen auch wieder im Arbeitsalltag auftaucht, verwundert da nicht. Überstunden müssen nicht einmal explizit eingefordert werden, sondern sind eine erwartete und leichtfertig erbrachte Normalität. Wenn der Projektleiter bleibt, beugt man sich dem Team und kommt oftmals erst zuhause an, wenn der Partner schon längst im Bett liegt. Als Folge schafft man sich als Praktikant also eine Spülmaschine an und sucht sich unmittelbar nach Uniabschluss aus der frischen Anstellung heraus eine Putzfrau - auch wenn es das knappe Gehalt nicht wirklich hergibt. All das, damit das Privatleben und der Partner nicht komplett aus der Sicht verschwinden.Man akzeptiert das alles und kündigt vorerst nicht (und das ist das schlimme), weil man weiß, dass es andernorts nicht unbedingt besser sein wird. Anstattdessen freut man sich, in seinen Kollegen sympathische Leidensgenossen gefunden zu haben.Als mittlerweile Selbständiger habe ich diese Dinge nun selber in der Hand. Kreativität und Privatleben lassen sich nun eigenverantwortlich besser und berechenbarer vereinen. Es bleibt jedoch ganz ehrlich gesagt die Frage, wie wir uns verhalten sollten, wenn bald erste Anstellungen anstehen... Philipp Buschmeyer, geboren 1982 in Lippstadt, studierte Architektur an der Universität der Künste in Berlin und arbeitete währenddessen und in den sich anschließenden drei Jahren für verschiedene, meist große Architekturbüros in Deutschland sowie in den USA und in China. 2012 gründete er mit Wei Cai in Berlin das Büro Buschmeyer + Cai. 
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Volker Eich und Elke Anna Mehner / 22.8.2013 / 9:33

Strategiekreis Architekten Business Design

Nein ...

Die untermStrich Rundschau / Das Wirtschaftsmagazin für Architekten u. Ingenieure beziffert in einer Modellrechnung das enorme Honorarpotential, das Architektur- und Ingenieurbüros durch konsequente Dokumentation und Abrechnung von Änderungsaufwand und zusätzlich erbrachten Leistungen erschließen könnten. Das sind auf der Basis von 2.500 Büros in einem Zeitraum von 5 Jahren 1.050.000.000,- Euro Umsatz. Verschenktes Geld, wenn diese Mehrleistungen den Kunden nicht in Rechnung gestellt werden, weil sie unbemerkt bleiben oder weil der Nachweis fehlt. Cornelia Dörries hat die Arbeitswirklichkeit deutscher Architekturbüros in der vorangegangenen BKULT-Debatte zur Frauenquote sehr eindrucksvoll skizziert. „Ein gewisser Teil des Eros des Architektenberufs beruht ja auf diesem Narrativ der kompletten Selbstaufgabe zum Segen eines Entwurfs, Projekts, Bauwerks.“ Die Bereitschaft zur Selbstausbeutung scheint für viele Architekten eine akzeptierte Voraussetzung zu sein um ihren Beruf überhaupt ausüben zu können. Diese Überzeugung hat sich in den Köpfen der Büroinhaber ebenso hartnäckig etabliert wie bei Angestellten oder Freelancern. Es ist an der Zeit, diese Haltung einmal grundsätzlich in Frage zu stellen und sie durch eine gesunde Alternative zu ersetzen. Die Arbeitsbedingungen in deutschen Architekturbüros sind alles andere als zeitgemäß, denn das erwirtschaftete Honorarvolumen steht meistens in keinem angemessenen Verhältnis zum erbrachten Aufwand. Viele Büroinhaber können ihren Mitarbeitern deshalb keine attraktive Zukunftsperspektive bieten, denn sie besitzen selbst keine längerfristige Strategie. Man ist meistens auf den nächsten Auftrag angewiesen und lebt mehr oder weniger von der Hand in den Mund. Die Forderung nach zeitgemäßen Arbeitsbedingungen ist absolut berechtigt und überfällig. Aber um den Status Quo wirklich überwinden zu können, muss man zunächst einmal den Ursprung der herrschenden Misere erkennen. Der Markt hat sich in der jüngsten Zeit rasant gewandelt. Das Angebot an Architektenleistungen übersteigt die Nachfrage. Die meisten Architekten haben sich den gewandelten Bedingungen aber noch nicht angepasst. Sie spielen nach Regeln, die heute keine Gültigkeit mehr haben. In einem gesättigten Markt herrschen nämlich andere Regeln als in einem Anbietermarkt. Ein gesättigter Markt verlangt nicht nur andere Geschäftsmodelle, sondern er verlangt von Architekten auch ein anderes Selbstverständnis. Die meisten freischaffenden Architekten führen ihr Architekturbüro heute immer noch wie Freiberufler und nicht wie Unternehmer. Das heißt, sie investieren ihre gesamte Arbeitszeit in die Facharbeit und in die Projektleitung. Sie erledigen weder ihre Managementaufgabe, die darin besteht, ihr Architekturbüro zu einem funktionierenden Unternehmen zu machen noch ihre Unternehmeraufgabe, die darin besteht, eine Community begeisterter Kunden zu erschaffen. Solange die Arbeitszeit des Inhabers durch Facharbeit absorbiert ist, bleibt die Kapazität eines Architekturbüros natürlich begrenzt. Dieses sogenannte Freiberuflerproblem lässt sich weder durch größeren Arbeitseinsatz noch durch zusätzliche Mitarbeiter lösen. Was ist also die Alternative? Was in den meisten Architekturbüros fehlt, ist ein definiertes Unternehmensmodell. So, wie das Errichten eines Gebäudes einer detaillierten Planung bedarf, so braucht auch der Aufbau eines Unternehmens ein geistiges Modell, das ihm seine Struktur gibt, das seine Prozesse steuert und das die Bedingungen definiert, unter denen dort gearbeitet wird. Während ein Architekt Gebäude entwirft, entwirft ein Unternehmer sein Unternehmen. Ein Unternehmer-Architekt, der zeitgemäße Arbeitsbedingungen schaffen will, tut beides. Architekten, die ein Modell ihres Unternehmens entwerfen, besitzen damit ein System, dessen Bedingungen sie selbst definieren können. Das beginnt damit, dass Mitarbeiter bestimmte Grundregeln einhalten, die ihnen Orientierung geben und gleichzeitig einen individuellen Gestaltungsspielraum eröffnen. Ein Architekturbüro mit einem definierten Unternehmensmodell arbeitet erfahrungsgemäß effizienter und wirtschaftlicher. Es erwirtschaftet bessere Gewinne und die Existenz eines solchen Modells steigert den Wert eines Architekturbüros ganz erheblich. Der Inhaber hat mehr Zeit für seine Unternehmeraufgaben, er selbst und seine Mitarbeiter haben mehr Freizeit. Eine angemessene Bezahlung, Teilzeitmodelle, Job-Sharing und die Gleichstellung von Männern und Frauen sind dann keine Utopien mehr, sondern eine gelebte Wirklichkeit. Volker Eich und Elke Anna Mehner führen das Beratungsunternehmen STRATEGIEKREIS ARCHITEKTEN BUSINESS DESIGN. Sie haben beide jeweils 15 Jahre als Architekten gearbeitet. Volker Eich hat 2013 DAS STRATEGIEBUCH FÜR ARCHITEKTEN publiziert.
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Lena Kleinheinz / 21.8.2013 / 11:03

Architektin, Berlin

Nein ...

Die Frage nach der Frauenquote mündet hierzulande regelmäßig in einer Diskussion über Arbeitsbedingungen und ihre Vereinbarkeit mit dem Familienleben. Das zeigt, wie rückständig die deutsche Gesellschaft in dieser Frage ist – Architekten inklusive. In Deutschland geht man selbstredend davon aus, dass die Familie Aufgabe der Frau ist. Gibt es Schwierigkeiten, sind es ihre und nicht seine. Dieses stereotype Denkmuster zeigt sich auch in der Bkult-Debatte zur Frauenquote, in der darüber sinniert wird, ob und wie Frauen Familie und Beruf unter einen Hut bringen können. Frauen werden abgestempelt als diejenigen, die wegen der vorhandenen oder zu erwartenden Kinder daran gehindert werden, ihre volle Aufmerksamkeit dem Beruf zu widmen. Völlig unbekannt scheint hierzulande zu sein, dass Kinder nicht nur Mütter haben. Kinder haben Eltern. Es müsste also – wären wir nur minimal fortschrittlich im Bezug auf mögliche Rollenverteilungen in der Familie – eine Elternquote zur Debatte stehen, nicht eine Frauenquote. Keinen Deut besser wäre es allerdings, wenn künftig junge männliche Kandidaten im Bewerbungsgespräch nach ihren familiären Situationen oder Zukunftsplänen ausgehorcht würden. Statt zwischen Männern und Frauen verliefe die Linie der Diskriminierung dann zwischen (potentiellen) Eltern und Nicht-Eltern. Eine besondere Variante der Ungleichbehandlung habe ich in der Schweiz erlebt. Dort wurden von deutschen Arbeitnehmern mit großer Selbstverständlichkeit Abend- und Wochenendeinsätze erwartet, während die Schweizer ebenso stillschweigend vereinbart nach gut 8 Stunden Werktagseinsatz in den Feierabend gingen. Arbeitsbedingungen, aus denen Diskriminierung resultiert, sind zweifelsfrei unzeitgemäß. Der Fehler beginnt dort, wo Eltern sich aufgrund ihrer Lebenssituation gezwungen sehen, eine Sonderstellung im Arbeitsleben überhaupt erst einzufordern. Aus diesem Blickwinkel überrascht mich die Zufriedenheit der dänischen Architekten nicht. Dänische Unternehmen schließen gemeinhin gegen 17 Uhr ihre Tore. Man findet zu späterer Stunde weder Frauen noch Männer an ihren Arbeitsplätzen. Dahinter steht der Konsens, dass alle Menschen – ob Eltern, Partner, Singles, Großeltern, jung, alt, Väter oder Mütter – neben dem Berufsleben ein Privatleben haben und eine Ausgewogenheit beider gesellschaftlich und wirtschaftlich erstrebenswert ist. Erst wenn diese Erkenntnis sich auch in Deutschland durchsetzt, werden die verbreiteten und völlig unzeitgemäßen Ungleichbehandlungen der Vergangenheit angehören. Zeitgemäß wäre es, wenn Diskriminierung als Solche in unserer Gesellschaft nicht mehr toleriert würde und auch Architekten Gleichberechtigung praktizierten. Hier sind vor allem die Arbeitgeber gefragt. Ein erster Schritt wäre gemacht, wenn Architekten im eigenen Büro dafür sorgten, dass nicht nur auf der Chefetage, sondern erst recht bei der Belegschaft etwa gegen 17 Uhr die Rechner ausgingen. Lena Kleinheinz erweiterte ihr Kunststudium in Düsseldorf und Münster um eine Stippvisite am FB Architektur der UdK Berlin und einen Masterabschluss der Theorie und Geschichte der Architektur an der Bartlett in London. Nach dem Studium leitete sie von 2000 bis 2005 die Konzeption und Gestaltung internationaler Ausstellungsprojekte. Lena Kleinheinz war Lehrbeauftragte der TU München und Gastprofessorin der Hochschule Ostwestfalen-Lippe.Mit Martin Ostermann gründete  sie 2003 magma architecture (auf Facebook, Twitter), das für visionäre Landmarken, spektakuläre mobile Konstruktionen und ausdrucksstarke Innenräume steht. Für ihre Projekte wie z. B. die Olympischen und Paralympischen Arenen für Sportschießen in London erhielten sie mehrere internationale Architekturpreise.
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Dr. Thomas Welter / 21.8.2013 / 11:01

Bundesgeschäftsführer des BDA, Berlin

Nein ...

Schlechte Bezahlung, ein hohes Maß an unentgeltlichen Überstunden, befristete Arbeitsverträge und wenig Rücksicht auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind der Arbeitsalltag eines Großteils der Architektinnen und Architekten in Deutschland. Egal ob angestellt oder freiberuflich tätig, der enorme Konkurrenzdruck und - trotz HOAI – der starke Preiswettbewerb führen zu schlechten Arbeitsbedingungen. Wie sollen aber bei den niedrigen Honoraren die Architekturbüros ohne viele Überstunden wirtschaftlich sein? Die Lösung ist nicht leicht, aber möglich: Fortschrittliche Methoden der Personalführung müssen Einzug in die Architekturbüros finden. Kollegiale Teamarbeit, hohe Identifikation mit dem Büro und seiner Arbeitsweise und vor allem konsequente Vermeidung von Doppelarbeiten und Zeitverschwendung können auch in kleinen und mittleren Büros erlernt werden.Je nach Bürostruktur (und Rechtsform) machen die Personalkosten zwischen Zweidrittel und 80 Prozent der Kosten aus. Doch eine Optimierung dieses Kostenblocks, nämlich in möglichst wenig Zeit viel Leistung zu erbringen, liegt häufig nicht im Fokus des Büroinhabers. Dabei ist es ein großer Fehler zu glauben, nur weil leicht neue Mitarbeiter  gefunden werden, man sich um diese Ressource nicht kümmern müsse. Methoden der Personalführung wie Mitarbeitergespräche, Stärken-Schwächen-Analysen, Teambildungsworkshop, Coaching und Supervision müssen auch im Architekturbüro selbstverständlich werden. Konsequente Personalentwicklung macht sich langfristig bezahlt. Gute Arbeitsbedingungen und damit eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind kein Luxus, sondern das Ergebnis effizienter Büroführung. Dr. Thomas Welter, geb. 1969 in Ratingen, Nordrhein-Westfalen, studierte zwischen 1990 und 1995 Volkswirtschaftslehre und Nordamerikastudien an der Freien Universität Berlin. Zwischen 1996 und 2000 war er als freier Mitarbeiter am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin sowie als Lehrbeauftragter an verschiedenen Lehreinrichtungen tätig. Nach der Promotion im Fach Wirtschaftswissenschaft zum Dr. rer. pol. im Jahr 2000 wurde er Referent für Wirtschaft in der Bundesarchitektenkammer e.V. und 2002 Geschäftsführer der verbandseigenen D.A.V.I.D. Deutsche Architekten Verlags- und Informationsdienste GmbH. Seit Anfang 2011 ist Dr. Thomas Welter Bundesgeschäftsführer des Bundes Deutscher Architekten BDA.
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Thomas Baschin / 4.9.2013 / 11:10

Architekt, Zürich

Ja ...

Architektur und Familie

 

Es ist Sonntag Abend, Beethoven füllt die Räume meiner züricher Wohnung, Doppel LP, achte Symphonie. Es gibt kalten Weiswein. Die Sommerparty eines bekannten Baseler Architekturbüros ist gerade diesen Freitag gewesen, ich war da - diese Arschkriecher denke ich mir - Freitag abend noch stockbesoffen und Samstag sind sie wieder im Büro. Für wen die leben, denke ich? Ein, zwei Tage brauche ich einfach für mich. Und doch, der Innenhof ihres Büros erinnert an eine Schokoladenfabrik, die aus deinen Träumen, in der die Arbeit nie wirkliche Arbeit ist.

 

Fünf Tage später, von früh bis abends gearbeitet, kommt mir das Bild von Frank Lloyd Wright in den Kopf, der sein Büro, seine Welt, mit jungen, auserwählten Mönchsarchitekten füllt. Gemeinsame körperliche Arbeit auf dem Felde, frische Luft, Zusammenhalt, das Zelebrieren einer Ikone. Diese jungen Menschen leben den Geist einer Instanz, besitzen die Fähigkeit, Ideale zu spinnen - sie betrachten ihr Schaffen als etwas anderes als Arbeit. Riechst du es, den inspirierend leichten Duft? Er wird damals anders gerochen haben, denke mal wie penetrante Kloake, zu stark. Und doch, sie werden diesen Hauch ihr Leben lang durch die Welt tragen.

 

Meine Realität sieht so aus: ich arbeitete in New York, das war Sommer 2005, wir saßen lange vor den Plänen, der Chef hatte seine Frau eingestellt, denke mal, um sie öfter zu sehen. Nachts brannten die Straßen, die kolum­bianischen Mädels hatten Stoff mitgebracht und wir jagten uns mit wilden Blicken. An Familie dachte sicher nie­mand. Wenn die Menschen kommen, um zu gehen, ist das nun mal so.

 

Im gleichen Jahr sollte ich nach Weimar gehen, dann nach Amsterdam, Barcelona, Trondheim, später in Berlin, Paris und Zürich arbeiten. Es gibt einen Moment in Berlin, wir sind gerade das Landschaftsarchitekturbüro mit den meisten gewonnen Wettbewerben in Deutschland geworden, es ist spät, ein Kollege, der etwas jünger ist als ich, sagt mir, er werde jetzt Vater. Ich bin baff.

 

Der Architekt verfolgt das Ideal, den Genius Loci zu fühlen, den Geist des Ortes zu spüren und ihn aufs Papier zu bringen. Um dies authentisch machen zu können, wird er den Freigeist leben müssen, aber gibt er durch dieses Bild des idealen Architekten ein Stück seiner Selbst auf? Bullshit! - Die Ideale küssen dich nur, wenn du ihnen die Stirn bietest.

 

Vor einer Woche habe ich die Belegschaft eines früheren Büros in einem Café getroffen. Ein Mädchen, das damals oft bis spät abends im Büro saß, hockte auch jetzt neben ihrer Chefin und sagte nichts. Bei meiner Entlassung damals sagten sie mir, dass ich mich hier zu sehr abnützen, aufbrauchen und verbrennen würde.

 

Beethoven ist vorbei, sein Feuer brennt erneut, wenn ich die Platte drehe, egal in welchem Land. Das war schon immer so, sich verbrennen für die Leidenschaft oder darauf pfeifen und das Glück des Lebens, in der sich wieder­holenden Routine der Idylle, auf dem Lande finden. Wir sehen uns auf dem Feld!

 

 

Thomas Baschin hat an der Bauhaus Universität Weimar und der Norwegan University of Science and Technology in Trondheim studiert. Während seinem Studium hat er bei LEESER Architecture in New York und DAM and Partners in Amsterdam Praktika absolviert. Im September 2010 fing er an, bei dem Landschaftsarchitekturbüro Atelier Loidl in Berlin zu arbeiten. Es folgten Beschäftigungen in Zürich (Holzer/Kobler Architekturen) und Paris (Cathrin Trebeljahr Architecte). Jetzt lebt und arbeitet er wieder in der Schweiz.

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stefan bank / 11.9.2013 / 10:01

Nein ...

Hu - was für eine Story. Daß die jüngeren Architekten sich gerne als Retter des Abendlandes und Gutmenschen verstehen, hab ich oft erfahren. Arbeit auf dem felde - was für ein Bild. Nix zu tun, oder was ?

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Andreas Ruby / 11.9.2013 / 10:14

Nein ...

Das Dilemma, das Thomas Baschin da beschreibt, ist ein reales und es treibt viele Kreative heute um, die sich nicht zwischen der Einordung in unbefriedigende Arbeitsstrukturen und dem selbstausbeuterischen Asyl der Selbständigkeit entscheiden können oder wollen. Das ist übrigens nicht nur in Deutschland so. Man denke an verlassene Dörfer in der Toskana, die von Internetkreativen als Arbeits- und Lebensorte reaktiviert wurden. Dieser Guardian-Artikel beschreibt ähnliche Entwicklungen für Großbritiannien: http://www.theguardian.com/artanddesign/2013/aug/26/art-countryside-uk-creatives  
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